Unser Darm beeinflusst unsere Gefühle und Emotionen
- Daniela Kogler
- 2. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit

Was der Darm mit unserer mentalen Gesundheit macht und was Mäuse damit zu tun haben.
Neurowissenschaftler fanden heraus, dass Signale aus dem Darm in manche Hirnregionen vordringen können, indem sie dem Kommunikationsweg zwischen Darm und Hirn folgten.
Ein Experiment mit Mäusen scheint diese Forschungsergebnisse zu bestätigen:
Eine Methode, um depressive Mäuse von nicht depressiven zu unterscheiden, besteht darin, sie in ein tiefes Wasserbecken zu setzen. Mäuse, die schon bald regungslos im Wasser verharren, gelten als depressiver als diejenigen, die noch lange motiviert mit den Beinchen strampeln.
Sobald nun die depressiven Mäuse bestimmte „darmpflegende“ Bakterien verabreicht bekommen, schwimmen sie wesentlich länger, zeigen weniger Anzeichen von Stress und schneiden besser in Lern- und Gedächtnistests ab. Das deutet darauf hin, dass ein gesunder Darm die Mäuse – und vielleicht auch uns – optimistischer, entspannter und klüger macht.
Wird nun aber der Vagusnerv, der wichtigste und schnellste Weg zwischen Darm und Hirn, künstlich durchtrennt, lässt sich kein Unterschied mehr zwischen den behandelten Mäusen und ihren depressiven Artgenossen feststellen. Die positiven Effekte beruhen also eindeutig auf dem Einfluss des Darms auf das Gehirn.
Unser isoliert und geschützt gelagertes Gehirn ist immer auf Informationen von außen angewiesen. Der Darm hingegen befindet sich im Zentrum des Geschehens und sammelt als größtes sensorischen Organ auf riesigen Flächen Informationen.
Was die zur Verfügung stehende Datenmenge anbelangt, ist unser Bauch also beileibe nicht der schlechteste Ratgeber und wir sollten ruhig öfter auf unser Bauchgefühl vertrauen.
Beeinflussen Darmmikroben auch unser Bewusstsein?
Seit 3 Milliarden Jahren entwickelt sich der Mensch gemeinsam mit seiner Darmflora immer weiter und es sieht ganz so aus, als ob diese Wohngemeinschaft inniger ist, als wir bisher vermutet haben: Wenn wir z.B. unter einer Heißhungerattacke leiden, kann es gut sein, dass es sich um den Ruf unserer Darmbewohner handelt.
Aber wie können die Botschaften von Bakterien in unser Gehirn gelangen? Grob gesagt ist unser Hirn von einer Schutzschicht umgeben, durch die nur sehr kleine Teilchen gelangen können: üblicherweise lediglich Zucker, Mineralstoffe oder neuronale Signalstoffe.
Auch Bakterien sind in der Lage, Aminosäuren herzustellen, die diese Schutzschicht passieren können. Im Hirn angelangt, wandeln entsprechende Zellen sie in Dopamin und Serotonin um. Dopamin löst Glücksgefühle aus und Serotonin macht zufrieden und müde. Auf diesem Wege können uns Bakterien belohnen, wenn sie eine entsprechende Fuhr Nahrung bekommen haben.
Im Darm herrscht Krieg unter den einzelnen Bakterienstämmen. Jeder Keim möchte für sich die besten Bedingungen herausholen und andere Gruppen klein halten. Und die Darmbakterien haben Mittel und Wege, sich von uns das zu holen, was sie wollen. Dr. Carlo Maley von der Universitiy of California in San Francisco und sein Team sind sich sicher: „Bakterien sind manipulativ. Die Darmflora verfolgt zahlreiche Interessen, manche stimmen mit unseren Ernährungsgewohnheiten überein, andere nicht.“ Das, was für Darmbakterien gut ist, muss es für uns nämlich noch lange nicht sein! Doch wie bekommt die Darmflora das, was sie möchte? Die Forscher sind sich sicher, dass die Bakterien nicht nur über satt oder hungrig entscheiden. Die kalifornischen Forscher haben herausgefunden, dass die Mikroben auf unser Hormon-, Nerven- und Immunsystem einwirken und dadurch unsere Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel steuern. Sie beeinflussen unsere Stimmung so lange, bis wir das essen, was die Keime möchten. Selbst die Geschmacksrezeptoren scheinen unter ihrer Kontrolle zu stehen. Auf diese Weise befehlen die Bakterien unserem Gehirn, was wir in den Mund stecken sollen. Im Prinzip bestellt sich das Mikrobiom mithilfe der Botenstoffe Schokotorte, Cheeseburger und Eiscreme.
Glücklicherweise sind wir der Diktatur der Darmkeime nicht hilflos ausgeliefert, sondern können einen Umsturz bewirken. Unsere Ernährung hat einen riesigen Einfluss auf die Bakterienpopulationen im Darm. Wenn wir mal neue Nahrungsmittel ausprobieren, ändert sich die Zusammensetzung der Darmflora innerhalb von 24 Stunden messbar! Plötzlich nehmen die Bakterien zu, die uns Appetit auf Gemüse, Obst oder Fisch machen. Je länger wir die neue Ernährung durchhalten, desto besser können sich diese Keime etablieren.
Auch der Parasit Toxoplasma gondii kann großen Einfluss auf unsere Handlungen nehmen. Er lebt eigentlich in den Därmen von Katzen, denn er kann sich nur dort vermehren. Aber auch Mäuse werden häufig befallen. Normalerweise meiden Mäuse Katzenurin – wenn sie aber der Parasit befallen hat, sind sie geradezu besessen davon, sie werden zudem draufgängerischer und verlieren ihre angeborene Angst vor Katzen und werden so zu einer leichten Beute für diese. Es sieht so aus, also ob Toxoplasma gondii die Mäuse dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern, um über sie wieder zu den Katzen zu gelangen. Die Maus wird gefressen und der Parasit hat damit sein Ziel erreicht – er infiziert die Katze und kann sich dort vermehren.
Auch Menschen können vom Erreger Toxoplasma gondii infiziert werden. Auch auf das menschliche Verhalten nimmt diese kleine Mikrobe Einfluss und verändert die Persönlichkeit der Infizierten. Vor allem Männer werden unvorsichtiger und risikobereiter. Diese haben zB. ein 2,5 mal höheres Risiko, in einen Autounfall verwickelt zu werden.
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Hier ein paar weiterführende Informationen zum Blog-Thema:
Universität Basel: Gute Bakterien gegen Depressionen
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